Viele Menschen stellen sich berechtigter Weise die Frage, worin der Sinn und der Mehrwert eines Lerntrainings mit Pferd liegt. Die positiven Wirkungen von Pferden auf den Menschen sind sehr vielfältig. Ich werde mich hier auf die Aspekte konzentrieren, die direkte Auswirkungen auf das Lernen haben:
Für viele Kinder mit Lernschwierigkeiten bedeutet Lernen purer Stress. Dieser Stress wiederum erschwert das Lernen zusätzlich stark. Die Interaktion mit dem Pferd kann beruhigend wirken und damit helfen Stress abzubauen und somit einen Lernprozess überhaupt erst ermöglichen.
Das Pferd ist auch ganz schlicht ein Eisbrecher und Motivator in einer sonst oft negativ besetzten Lernsituation. Das Kind lässt sich mit dem Lernpartner also überhaupt erstmal auf das Lernen ein und ein erster großer Schritt ist damit getan.
Die Bewegung, die ein im Schritt geführtes Pferd auf die darauf sitzende Person ausübt, spricht beide Gehirnhälften an. Gezielte Übungen auf dem gehenden Pferd fördern die Vernetzung der Gehirnhälften, was für erfolgreiches Lernen enorm wichtig ist.
Der Umgang mit dem Pferd und die auf den eigenen Körper übertragenen Bewegungen des Pferdes, fördern im hohen Maße die Körperkoordination und die -wahrnehmung.
Die Lernsituationen mit dem Pferd eignen sich außerdem ganz hervorragend zur Wahrnehmungsschulung. Im Umgang mit dem Pferd und draußen in der Natur werden alle unsere Sinne auf ganz besondere Art angesprochen. Andere Gerüche und Geräusche, aber auch neue taktile Erfahrungen ergeben sich hier ganz von selbst. Aber auch die gezielte Schulung der Wahrnehmung spielt in jeder Trainingseinheit eine bedeutende Rolle (nicht nur im spezifischen Wahrnehmungstraining). Denn je besser und differenzierter die Wahrnehmungsfähigkeit ausgebildet ist, desto leichter kann das Kind neue Techniken, wie das Lesen, Schreiben und Rechnen erlernen. Mehr zum Thema Wahrnehmung findest du unter "Wahrnehmungstraining".
Die Lernsituation in der Natur mit dem Lernpartner Pferd unterscheidet sich stark von den üblichen Lernsituationen in der Schule, zu Hause oder auch bei der Nachhilfe. Sie ist nicht negativ besetzt und allein das kann die Lernmotivation steigern. Mit dem Lernpartner Pferd an der Seite, in Bewegung, in der Natur und mit vielseitigen und zum Handeln anregenden Lernmaterialien, machen die Kinder eine völlig andere und positive Lernerfahrung.
Das Pferd merkt sofort, wenn der Mensch mit seinen Gedanken woanders ist und unkonzentriert wird. Daher ist es z.B. beim Führen des Pferdes enorm wichtig mit der Konzentration und Aufmerksamkeit in der Situation zu bleiben, um die erwünschten Reaktionen des Pferdes erzielen zu können. Eine tolle Möglichkeit die Konzentrationsfähigkeit und die Aufmerksamkeit zu schulen.
Der Umgang mit dem großen Tier, sei es beim Reiten, Führen oder Pflegen, kann das Selbstvertrauen ganz enorm steigern. Sich zu überwinden und neue Herausforderungen mit dem Pferd zu meistern ist eine positive Erfahrung, die die Kinder auch in anderen Lebens- und Lernsituationen stärken kann.
Pferdegestütztes Lernen ist zudem immer bewegungsorientiert, d.h. die Lernprozesse finden neben und auf dem Pferd in Bewegung statt.
Durch die körperliche Bewegung wird die Konzentration und Aufmerksamkeitsspanne erhöht. Außerdem gelangt mehr Sauerstoff ins Gehirn was zu einer Steigerung der kognitiven Leistungsfähigkeit führt.
Darüber hinaus machen Bewegungsaktivitäten und spielerische Elemente das Lernen interessanter und abwechslungsreicher.
Durch die Bewegung wird ein ganzheitliches Lernen mit allen Sinnen ermöglicht. So nehmen die Kinder z.B. einen Zahlenstrahl nicht nur visuell auf dem Papier wahr, sondern sie bauen ihn mit Hütchen selbst auf, schreiten ihn ab und nennen dabei die Zahlen. Der ganze Körper mit den unterschiedliche Lernsinnen (taktil, visuell, auditiv, Raumorientierung) ist beteiligt und ein tatsächliches "begreifen" ist möglich.